Geheimtipp Nebensaison: Griechenland im Oktober

Ein Blick auf Skyscanner: Nur noch ein Direktflug pro Woche im Oktober und im November sogar nur noch einer pro Monat nach Samos. Die Touri-saison ist vorbei und das wissen auch die Airlines. Trotzdem klicke ich auf buchen. Weil ich nicht das tue, was alle machen: Nur im Sommer nach Griechenland fliegen.Angenehme 23°C begrüßen mich, als ich aus dem Flugzeug aussteige. Zu diesem Zeitpunkt kein großer Unterschied zum deutschen Wetter. Die Schlange am Mietwagenverleih beschränkt sich auf die paar Mitreisenden aus meinem Flugzeug. Wirklich voll war dieses nicht. Trotzdem gehe ich zu Fuß in die nächste Stadt. Pythagorio ist schließlich nur zwei Kilometer entfernt und ich will wandern. Auf diesem Abschnitt der Strecke gibt es sogar Bürgersteige entlang der Straße. Später stellte sich heraus, dass diese hier eher eine Seltenheit sind. Mit Bürgersteigen habens die Griechen nicht so. Allgemein ist zu Fuß gehen wohl ein neues Wort hier. Mein Gastgeber vom Lovely Stone House (ich habe es aufgrund seiner Lage liebevoll in Lonely Stone House umgetauft) ist schockiert, dass ich ohne Auto dort für ein paar Tage bleiben will. Immerhin gibt es nichts in der Nähe, wo ich einkaufen gehen könnte.

Nicht mehr alle Restaurants sind geöffnet. Jeden Tag hat ein Laden weniger auf. Souvenirs muss ich also schnell kaufen, bevor es nichts mehr gibt. Das Saisonende hat aber auch seine guten Seiten: Die Strände sind menschenleer. Und das bei noch über 20° Wassertemperatur. Ein Traum!

Spontan entscheide ich mich dazu, dass Trampen und Laufen nicht die Lösung für alle Orte sind. Also miete ich mir mit ein paar Leuten von Archipelagos zusammen einen Mietwagen. Der Hof der Verleiher steht sowieso mit Autos voll. Ihm ist die Spontanität egal. Er bringt uns das Auto sogar vor die Haustür.

Wenn du jemanden siehst, sprech ruhig Deutsch mit ihm

Wir fahren nach Potami. Hier gibt es eine Wasserfallroute, die wir wandern wollen. Zum Glück haben uns die Einheimischen darauf hingewiesen, dass wir Schwimmen müssen, um den Wasserfall zu erreichen. Das Wasser in der Schlucht ist im Gegensatz zum Meer doch recht kalt. Eisig, um nicht zu lügen. Die ersten begeisterten Rufe meiner Mitwanderer lassen mich die Kälte ein wenig vergessen. Vorsichtig hangel ich mich an der Wand entlang, um bloß nicht mit dem ganzen Körper ins Wasser zu müssen. Der erste Wasserfall ist erreicht und mithilfe eines Seils erklommen. Für die Unsportlichen oder Wasserscheuen gibt es eine alternative Route. Einfach die wenig vertrauenswürdig erscheinende Holztreppe hoch und auf der anderen Seite wieder runter. Mit einem genialen Ausblick in der Mitte.
Der erste Wasserfall erschien zu leicht. Und der Bach verspricht mehr. Wir folgen ihm und folgen und folgen bis die Füße brennen. Neben dem Bikini hätte mich noch jemand auf die Notwendigkeit von Wasserschuhen hinweisen können. Egal. Die Neugier siegt und die fast dschungelartige Landschaft, wie in Thailand, ist die Belohnung für die Schmerzen. Die Kälte des Wassers kühlt die geschundenen Füße. Nachdem ich mich daran gewöhnt habe.
Bisher kam ich relativ trocken aus der Geschichte raus. Mehrere kleine Wasserfälle sind erklommen. Doch dann kommt der große Wasserfall. Ohne Schwimmen führt kein Weg hinauf. Ich überwinde auch noch den letzten Rest Furcht vor der Kälte und schwimme hektisch zum Seil. Dank meiner langjährigen Bouldererfahrung ist das Hinaufklettern für mich der weniger anstrengende Teil. Und das Gefühl, als ich den Gipfel erreicht habe, ist einfach unbeschreiblich. Als könnte ich alles schaffen. Wie zum Beispiel den kompletten Weg wieder zurück zu laufen. Ja, ich weiß, dass ihr mich jetzt hasst, kleine Füße.
Die Wasserfälle hatten wir übrigens fast für uns allein. Und wenn uns doch einmal ein einsamer Wanderer begegnet ist, sprach der in jedem Fall Deutsch.

Wichtig für deinen Samos-Aufenthalt

Der Strand meiner Träume: Mikro Seitani

Nach kurzer Erholung am Strand von Potami, steht auch schon der nächste Punkt auf unserer Abenteuer-Roadtrip-Tagesliste: Der Sonnenuntergang am Strand von Mikro Seitani. Da der Sonnenaufgang es bisher nicht gut mit mir meinte, heißt es jetzt beeilen, um rechtzeitig unten zu sein. Der Strand ist nämlich nur zu Fuß oder per Boot zu erreichen. Aufgrund mangelnder Touristen parken wir ganz dicht am Abstieg. Eine halbe Stunde und einige atemberaubenden Momenten später sind wir am Wasser. Eigentlich wollten wir nur mal kurz mit den Füßen das Meer spüren, doch dann kommt eine große Welle und haut uns um. Der Wellengang lässt uns ein Surfbrett herbeiwünschen. Im Wasser planschen bis die Sonne untergeht. Auch wenn es kein Sandstrand ist, die Kulisse ist der Wahnsinn. Aber Bilder sagen ja bekanntlich mehr als tausend Worte.

Nach einer Woche voller gastfreundlicher Menschen, vielen Katzen, menschenleeren Stränden und angenehmen Wanderwetter wartet schon das Flugzeug auf mich. Doch nicht zurück nach Hause. Die Rückreise erfolgt aufgrund des Mangels an geeigneten Flügen über Athen. Und auch hier warten neue Abenteuer auf mich. Immerhin ist der Weg das Ziel.

Mein Fazit?

Obwohl die griechische Insel Samos gegen Ende Oktober fast verlassen ist (nur rund 2000 Menschen bleiben im Schnitt im Winter hier. Zum Vergleich, im Sommer sind es über x Leute!), lohnt sich ein Besuch gerade deshalb. Kein Ärger mit der DSGVO, weil zu viele Menschen auf deinen Strandfotos sind, du bekommst mehr von der Insel zu sehen, da dich die Hitze nicht von deinen Erkundungstouren abhält, die Mietwagen sind unglaublich günstig und auch ein Taxi ist immer frei. Mückenstiche müssen nicht behandelt werden, da keine vorhanden sind. Nur die Seeigel, vor denen solltest du dich auch im Herbst mit Wasserschuhen schützen.
Samos im Herbst? Gerne wieder.

Und wie es im Winter ist?

Das erfährst du im Januar in meinem Interview mit einer Praktikantin, die den Winter auf der Insel verbringt.

 


Nach oben führt auch ein Weg hinab von April WynterBegleite Maddy und ihren Grandpa in die Rocky Mountains!

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