Sieben Tage trocken durch Schottland. Allein gestartet, gemeinsam ans Ende. Blasenfreie Füße und kein Muskelkater. Klingt wie ein Märchen? Jetzt darf ich dich überraschen: Das ist meine Wirklichkeit auf dem West Highland Way in Schottland gewesen.
Was ist der West Highland Way?
Der West Highland Way ist ein 154 km Fernwanderweg, der von Glasgow nach Fort William führt und typischerweise in 5-11 Tagen gewandert wird. Mit ein bisschen Planungszeit vorab kannst du in Hotels, Hostels und B&Bs schlafen. Hast du ein Zelt dabei, kannst du spontaner unterwegs sein.
Mit diesem Reisebericht zeige ich dir, wie ich angereist bin, wie ich mir die Etappen eingeteilt habe, wie das mit der veganen Verpflegung vor Ort lief, wo ich übernachtet habe und welche Etappen ich am schönsten und am anstrengendsten fand. Ich war insgesamt sieben Tage mit dem Zelt unterwegs und hatte verdammt viel Glück mit dem Wetter. Sonst, wäre das vielleicht anders ausgegangen.
- Was ist der West Highland Way?
- Häufig gestellte Fragen
- Etappen des West Highland Ways
- Tag 1: Milngavie nach Drymen | 19,4 km, 210 ⬆️ 220 ⬇️, 5 h, Drymen Campsite
- Tag 2: Drymen nach Rowardennan | 28,8 km, 550 ⬆️ 580 ⬇️, 11 h, Wildcamping
- Tag 3: Rowardennan nach Beinglas | 21,9 km, 280 ⬆️ 280 ⬇️, 9 h, Beinglas Campsite
- Tag 4: Beinglas nach Tyndrum | 19 km, 410 ⬆️ 200 ⬇️, 6 h, By the Way Hostel and Campsite
- Tag 5: Tyndrum nach Glencoe | 29 km, 580 ⬆️ 460 ⬇️, 10 h, Glencoe Mountain Resort
- Tag 6: Glencoe nach Kinlochleven | 16,8 km, 350 ⬆️ 690 ⬇️, 6h, Blackwater Hostel and Campsite
- Tag 7: Kinlochleven nach Fort William | 25,1 km, 530 ⬆️ 530 ⬇️, 7h, Glen Nevis Caravan and Camping
- Zusatz: Ben Nevis
- Zusatz: Steall Falls
- Für wen ist der West Highland Way geeignet?
Meine Ausrüstung für den West Highland Way
Ich bin mit einem 36l Backpack und 12-16 kg Gewicht gewandert. Je nachdem, wie viel Verpflegung und Wasser drin waren. Mein Zelt ist für zwei Personen ausgelegt, da ich mir aber nicht extra nochmal eines für eine Person kaufen wollte, ließ sich hier nichts weiter an Gewicht sparen. Mein Schlafsack hat eine Comforttemperatur von -1° gehabt. An manchen Tagen hab ich mit offenem Schlafsack geschlafen, an anderen musste ich mich komplett darin einkuscheln. Gewandert bin ich außerdem mit hoch geschlossenen Wanderschuhen, hatte aber auch Sockenschuhe zum Relaxen am Campingplatz dabei. Verpflegt habe ich mich mit einem Gaskocher, ab und an habe ich mir aber auch mal was in einem Pub oder Restaurant gegönnt.
Tipp: Du kannst einen der Gepäcktransportdienste unterwegs buchen, wenn du nicht alles selbst schleppen willst. Änderungen sind auch spontan noch möglich und du kannst auch erst vor Ort einsteigen. Kosten für die gesamte Tour ca. 92 Pfund.
Kosten
Roundabout ist dieser Trip mit 500-800 € zu stemmen. Es hängt ein bisschen davon ab, wie du anreist, wo du schläfst und wie du dich verpflegst. Vor allem beim Essen hätte ich gut sparen können. Da wir oft als Gruppe in Pubs sind und ich nach den Wandertagen Kohldampf ohne Ende hatte, ist das ein bisschen teurer geworden. Bei mir haben sich die Kosten wie folgt aufgeteilt:
- Zugfahrten/Transport: 355,61 €
- Unterkünfte: 220,23 €
- Restaurants: 179,03 €
- Einkäufe: 75,96 €
- Wäsche waschen: 2,58 €
Gesamt habe ich also 833,41 € ausgegeben.
Beste Reisezeit
Ich habe mich für Mai entschieden, weil das der niederschlagärmste Monat in Schottland ist. Die Midges sind noch nicht geschlüpft oder fangen gerade erst an. Die Temperaturen sind nicht zu kalt und nicht zu warm und überall blüht es in bunten Farben!
Das nächste Mal werde ich den West Highland Way zur Heideblütezeit gehen. Die Midges sollen dann allerdings aggressiver sein und es gibt statistisch gesehen mehr Niederschlag.
Anreise zum West Highland Way
Hingegen vielerlei Erwartungen, bin ich nicht geflogen, sondern mit dem Zug angereist. Das war auf der einen Seite flexibler, günstiger mit Gepäck und auch noch umweltfreundlicher. Einziges Manko: Es geht gut ein Tag für die Anreise und einer für die Abreise drauf. Dafür hast du jeweils einen kleinen Zwischenstopp in London und Brüssel/Paris/Amsterdam.
Gefahren bin ich mit dem Global Pass von Interrail 4 Tage innerhalb von 30 Tagen.
- Tag 1: Koblenz – Köln – Brüssel – London – Glasgow
- Tag 2: Fort William – Glasgow – Edinburgh
- Tag 3: Edinburgh – London
- Tag 4: London – Brüssel – Köln – Koblenz
Im März und zum Black Friday im November hat Interrail oft Rabattaktionen von 10-20 % auf die Pässe. Abonnier am besten deren Newsletter, um die Aktion nicht zu verpassen.
Zusätzlich zum Interrailticket benötigst du noch Sitzplatzreservierungen. Zwingend erforderlich ist die für den Eurostar von und nach London, die rund 32 € pro Fahrt kostet. Buch am besten rechtzeitig (z. B. einen Monat im voraus). Im Notfall kannst du deine Buchung gegen eine Gebühr von 15 € noch ändern, sollte noch was frei sein an deinem Wunschtag.
Für den Zug London-Schottland habe ich auch eine Reservierung gebraucht. Die war bequem für 6 € am selben Tag noch buchbar.
Unterkünfte auf dem West Highland Way
Ich habe für den Ankunftstag in Glasgow ein Hostel gebucht (alternativ kannst du auch mit dem Nachtzug von London nach Glasgow fahren und darin schlafen oder weiter nach Milngavie fahren und dir innerhalb der ersten zwei Kilometers des WHWs einen Wildcampingspot suchen). Ansonsten habe ich meist auf Campingplätzen für 10-15 Pfund die Nacht übernachtet oder wild gecampt. Da ich nicht genau wusste, wie lang ich für den West Highland Way brauche, hatte ich für danach nichts gebucht. Da in Schottland ein verlängertes Wochenende war, waren allerdings alle bezahlbaren Unterkünfte ausgebucht, weshalb ich noch vier Nächte auf dem Campingplatz in Fort William geblieben bin, ehe ich nochmal für zwei Nächte nach Edinburgh ins Hostel und später für eine Nacht zu einer Freundin nach London bin.
Verpflegung beim Fernwandern
Ich hatte einen Campingkocher mit einer mittelgroßen Gaskartusche (230g) dabei, von der am Ende noch immer etwas übrig war. Die Gaskartuschen lassen sich bequem unterwegs nachkaufen. Da ich Gas nicht im Tunnelzug transportieren durfte, konnte ich die Kartusche bequem am Startpunkt in Milngavie kaufen (Pet Shop ab 9 Uhr) oder hätte sogar eine am ersten Campingplatz oder bei einer der Honesty Boxes bekommen.
Ich hatte 2 kg getrocknetes Essen dabei und habe unterwegs nochmal nachgekauft.
Hier eine kleine Übersicht, wo du überall Wasser und Verpflegung bekommst:
Milngavie – Balmaha
Balmaha – Inversnaid
Inversnaid – Tyndrum
Tyndrum – Glencoe
Glencoe – Kinlochleven
Kinlochleven – Fort William
Es gibt viele Restaurants auf der Strecke, gerade in den ganzen Hotels. Du musst also nicht zwingend selbst kochen, wenn du diese als Tagesziel auswählst. Da wo es Toiletten gibt, gibt es auch Trinkwasser. Die meisten Campingplätze haben auch Duschen und Steckdosen.
Eine vegetarische Verpflegung ist sehr gut möglich, vegan ist ebenfalls möglich, allerdings nicht sehr abwechslungsreich (Hello, Pommes mit Ketchup!), weshalb ich dir empfehle, immer ein paar Mahlzeiten auf Vorrat dabei zu haben (oft gibt es Nudeln zu kaufen, aber nur Bolognese, weshalb zum Beispiel eine Sauce reichen würde, weil du Nudeln unterwegs kaufen kannst).
Häufig gestellte Fragen
Etappen des West Highland Ways
Tag 1: Milngavie nach Drymen | 19,4 km, 210 ⬆️ 220 ⬇️, 5 h, Drymen Campsite
Der erste Tag fing entspannt an. Kaum Höhenmeter und nur 19,4 km bis zum ersten Campingplatz. Wenn du das Tor in Milngavie passierst, bekommst du einen ersten Einblick, was dich in den nächsten Tagen erwarten wird. Danach geht es von der Stadt in einen Park und später in einen Wald. Du erhältst eine tolle Aussicht und im Mai blühen zahlreiche Bluebells. Irgendwann erreichst du das erste Restaurant, später folgt noch ein Café und zwei Honesty-Boxen, an denen du deine Vorräte auffüllen und auch Gas kaufen kannst. Dann geht es an zahlreichen Schafsweiden weiter, bis du auf einer geteerten Straße landest, die direkt am Campingplatz vorbeiführt. Entweder endet dein heutiger Tag hier oder du gehst noch bis in den Ort Drymen rein, falls du hier eine Unterkunft gebucht hast. Hinter Drymen gibt es außerdem ein paar Wildcampingmöglichkeiten.
Ich persönlich habe mich für den Campingplatz entschieden und bin froh darüber. Eine warme Dusche, überdachte Kochmöglichkeiten und Strom zum Laden von Handys und Powerbanks warten auf dich. Außerdem habe ich bereits hier erste Kontakte geknüpft, die mich auf dem weiteren Weg begleitet haben. Es gab wertvolle Tipps und man hat seine Routenpläne ausgetauscht. Sowohl Gas als auch Essen kannst du am Campingplatz kaufen. Hühner und Enten sorgen für weniger Nacktschnecken auf dem Gelände.
Tag 2: Drymen nach Rowardennan | 28,8 km, 550 ⬆️ 580 ⬇️, 11 h, Wildcamping
Der zweite Tag verlief anders als geplant. Aber dazu später mehr. Erstmal ging es an Drymen vorbei und dann über eine Schafsweide auf den Conic Hill. Die Aussicht ist atemberaubend, zum Frühstücken eignet sich der Gipfel aufgrund des starken Windes allerdings eher weniger. Ein paar Spots laden zum Wildcampen ein, der Sonnenuntergang von dort oben muss großartig sein.
Der Abstieg in den Ort Balmaha zieht sich und geht ganz schön in die Knie. Zahlreiche Touristen reisen als Tagesgäste hier an. Im Oak Tree Inn haben wir dennoch Platz und Wasser zum Auffüllen gefunden. Der vegane Cheescake ist wirklich eine Pause wert.
Danach gibt es insgesamt drei Campingplätze, an denen du einkehren kannst. Wildcampen ist in dieser Area verboten. Einzig an ausgewiesenen Plätzen mit einem vorab gebuchten Permit ist es erlaubt. Natürlich waren alle ausgebucht. Die ersten beiden Campingplätze habe ich geskippt und wollte aauf der Sallochy Campsite einchecken. Um 15:30 Uhr macht die Campsite zu und über den Barcode kannst du nur eine Nacht im Voraus buchen. So viel, wie frei war, hätte ich vermutlich mein Zelt aufstellen und am nächsten Tag zahlen können. Da ich aber noch fit war, bin ich mit einer anderen Wanderin noch 12 km weiter, raus aus der Camping Management Zone rausgewandert, um wildzucampen.
Der Wildcampingspot am See war wunderschön. Leider etwas abschüssig, weshalb ich immer wieder von meiner Isomatte gerutscht bin. Diesen Abend nervten uns zum ersten Mal die Midges, die frisch geschlüpft sind und sich vom Seewasser angezogen fühlten. Wenn es warm ist, kannst du dich im See abkühlen und schwimmen gehen. Für uns war es leider schon zu spät, als wir ankamen.
Falls du noch Zeit und Lust hast, plane gern einen Tag extra ein, um den Ben Lomond zu besteigen.
Tag 3: Rowardennan nach Beinglas | 21,9 km, 280 ⬆️ 280 ⬇️, 9 h, Beinglas Campsite
Ich hätte es aufgrund der wenigen Höhenmeter nicht gedacht, aber dieser Tag war mit Abstand der anstrengendste! Vielleicht steckten mir die 30 km vom Vortag noch in den Knochen oder der Wasserunfall.
Denk dran, dass du am Ben Lomond Carpark das letzte Mal Wasser auffüllen kannst für einige Zeit. Ich habe das vergessen und mir ist das Wasser ausgegangen, weshalb ich welches aus einem Rinnsaal gefiltert und abgekocht habe. Mein Magen fand das nicht so lustig und ich saß wenig später mit Bauchschmerzen am See und habe darauf gewartet, dass Schmerz- und Durchfalltablette wirkten.
Nachdem die Tabletten Wirkung zeigten, ging es weiter. Auf diesem Abschnitt passierst du zwei Bothys. Leerstehende Häuser, in denen du übernachten kannst. Es geht durch einen märchenhaften Wald und später immer am Ufer des Loch Lomonds entlang. Steinfelsen hoch, Steinfelsen runter. Die Kletterei ist nicht schwierig, bremst dich allerdings ganz schön aus. Einige Stellen sind eng, sodass du Schwierigkeiten hast andere zu überholen.
Genieß eine letzte Aussicht auf den See, ehe es runter zur Beinglass Campsite geht. Die Zeltwiese ist groß, es gibt einen Shop, einen Pub und einen Aufenthaltsraum mit kleiner Küche und die Möglichkeit zu waschen.
Tag 4: Beinglas nach Tyndrum | 19 km, 410 ⬆️ 200 ⬇️, 6 h, By the Way Hostel and Campsite
Der heutige Abschnitt war entspannt. Langsam legt der Weg an Höhenmeter zu und die ersten Highlandeindrücke lassen sich sammeln. Begleitet von nervigem Straßenlärm, ging es erst einen Hügel hinauf, ehe es in einem schattigen Waldstück wieder bergab ging. Du hast die Wahl, noch einen kleinen Abstecher in das Dorf Crianlarich zu machen. Dort ist etwa der Halbwegpunkt des West Highland Ways. In einem kleinen Shop kannst du nochmal einkaufen gehen (was aber nicht nötig ist, in Tyndrum gibt es weitere Einkaufsmöglichkeiten) und du kannst eine Massage buchen (ist auch später in Tyndrum möglich).
Nachdem du die Höhenmeter hinter dir gelassen hast, überquerst du die laute Straße und kommst auf einer Farm an. Ich hatte Glück und habe neben Schafen auch mein erstes Highlandrind für diesen Trip gesehen. Der Shop von Strathfillan Wigwams hatte leider sonntags nicht geöffnet, weshalb ich nur mein Wasser aufgefüllt und dann weiter nach Tyndrum gewandert bin. Bei der By the way Hostel und Campsite gab es erneut einen Shop und ich konnte mein Zelt für die Nacht aufbauen. Der Campingplatz befindet sich direkt vor der Bahnstrecke und dem damit verbundenen Bahnhof. Wenn du den West Highland Way nicht komplett gehen willst, hättest du nun die Chance ihn zu unterbrechen. Abends hatten wir Glück und haben eine Dampflok gehört (aufgrund der Midges wollte ich das Zelt allerdings nicht nochmal verlassen, weshalb ich sie nicht gesehen habe).
In Tyndrum gibt es einen Shop, eine Tankstelle mit Shop und ein Inn, wo wir abends noch gemütlich mit Essen und Getränken beisammengesessen haben.
Tag 5: Tyndrum nach Glencoe | 29 km, 580 ⬆️ 460 ⬇️, 10 h, Glencoe Mountain Resort
Die nächste Etappe führt an der Bahnstrecke entlang zu Bridge of Orchy. Dort gibt es nach etwa 14 km Wildcampingmöglichkeiten. Ich habe mir lediglich Frühstück im Hotel gegönnt (draußen sitzen war ziemlich nervig, weil das Hotel direkt an der Straße liegt) und bin dann weiter den Berg rauf. Bridge of Orchy hat außerdem einen weiteren Bahnhof, von dem aus du nach Glasgow oder Fort William kommst.
Von Bridge of Orchy geht es weiter zum Inveroran Hotel. Erneut hast du die Möglichkeit Wasser aufzufüllen und in einem Shop einkaufen zu gehen. Nach einer kurzen Pause ging es weiter zum BA Cottage. Eine Ruine mitten in den Highlands, die als Wildcampingspot bekannt ist. Da ich noch immer fit war, ging es weiter zum Campingplatz des Glencoe Mountain Resorts. Wieder mit Restaurant und Pub. Wir mussten uns mit der Bestellung jedoch beeilen, da das Resort eine komplette Filmcrew zu versorgen hatte, die an diesem Tag für Netflix gedreht hat.
Wenn du Zeit hast, kannst du einen weiteren Pausetag einlegen und Tageswanderungen rund um Glencoe unternehmen. Möglichkeiten gibt es viele. Glencoe ist sehr beliebt. Die Landschaft ist etwas karg, mit ihren großartigen Bergen drumherum allerdings atemberaubend. Vom Glencoe Mountain Resort kannst du außerdem den Skilift nach oben auf den Berg nehmen.
Noch ein Stück weiter wartet übrigens das Kingshouse Hotel auf dich, mit Wildcampingmöglichkeiten.
Tag 6: Glencoe nach Kinlochleven | 16,8 km, 350 ⬆️ 690 ⬇️, 6h, Blackwater Hostel and Campsite
Vor Tag 6 hatte ich ursprünglich am meisten Respekt, weil es die Devils Staircase rauf und später wieder runterging. Im Vergleich zu dem, was bereits hinter mir lag, waren die Teufelstreppen jedoch schnell bewältigt. Hier ist erneut etwas mehr Ansturm, da viele Tagestouristen die Treppen nach oben wandern.
Nachdem du die Treppen bezwungen hast, wird es endlich ruhiger und der Straßenlärm der letzten Tage verschwindet hinter den Bergen. Phantastische Aussichten warten auf dich, bis du den Ort Kinglochleven erreichst. Ich habe mein Zelt beim Blackwater Hostel und Campsite aufgebaut: First come, first serve. Check in ab dem frühen Nachmittag möglich. Einkaufsmöglichkeiten und Pubs kennzeichnen den etwas größeren Ort.
Tag 7: Kinlochleven nach Fort William | 25,1 km, 530 ⬆️ 530 ⬇️, 7h, Glen Nevis Caravan and Camping
Der letzte Tag bricht an und der hat es in sich. Ordentlich Höhenmeter und eine gute Strecke liegt vor dir. Zuerst ging es für mich den Berg rauf und tatsächlich habe ich hier zum ersten Mal eine Wegmarkierung übersehen und mich verirrt. War damit allerdings die einzige.
Der Abschnitt ist ruhig, fern vom Straßenlärm. Mit einem letzten Blick auf den Ort, geht es rein in hüglige Landschaft, Wälder und Schafsweiden. Manchmal erhaschst du schöne Aussichten auf die Lochs in der Umgebung. Kurz vor Fort William hast du die Möglichkeit schonmal beim Glen Nevis Caravan und Camping einzuchecken (ca. 1 km Umweg). Ich habe im Trockenen mein Zelt aufgebaut und bin dann weiter zum Endpunkt gelaufen. Mit dem ersten wirklichen Regen während der gesamten sieben Tage!
Die letzten Kilometer nach Fort William rein ziehen sich. Immer an einer Straße entlang, erreichst du irgendwann den ursprünglichen Endpunkt der Wanderung. Da der Ort schließlich auf was von uns Touristen haben will, wurde dieser allerdings ans Ende der Fußgängerzone verlegt. Also weiter geht´s! Nachdem du alle Pubs, Restaurants und Shops passiert hast, erreichst du endlich den Endpunkt mit dem auf der Bank sitzenden Mann. Aus dem Pub nebenan kamen bereits erste Wandersleute gestürmt, die wir unterwegs bereits getroffen haben, um uns zu gratulieren. Bei gutem Essen ließen wir den Nachmittag ausklingen, ehe es mit dem Taxi zurück zum Campingplatz ging (etwa 10 Pfund, Taxis stehen in der Fußgängerzone in der Nähe des Tescos).
Zusatz: Ben Nevis
Sollte das Wetter dir keinen Strich durch die Rechnung machen, hast du nun noch die Möglichkeit auf den höchsten Gipfels Schottlands zu steigen: dem Ben Nevis. 1.345 Meter hoch. Die Wanderung ist ohne Gepäck quasi ein Klacks, wenn die Konditionen passen. Bei Nässe ist der Auf- und vor allem der Abstieg extrem rutschig. Bei starker Bewölkung verpasst du nicht nur die Aussicht, auch die Gefahr dich zu verirren und vom Weg abzukommen ist real.
Eine Woche vor meinem Aufstieg lag sogar noch Schnee auf dem Gipfel. Bei mir war lediglich ein winziges Schneefeld zu durchqueren. Auf dem Gipfel war es bitterkalt und windig, endlich kamen die Handschuhe und Dauenjacke zum Einsatz!
Bereits der halbe Weg rauf zum Gipfel, bis zum Half Way Loch“ (Lochan Meall an t-Suidhe) lohnt sich, da die Aussicht auf das Glen Nevis Tal unglaublich ist. Sollten die Wetterkonditionen nicht passen, denk darüber nach, ob du nicht vielleicht bis dorthin gehen kannst.
Zusatz: Steall Falls
Ein weiterer schöner Tagesausflug führt zu den Steall Falls. Mit dem Bus N42 kannst du bis zu den Lower Falls fahren und von dort aus deine Wanderung starten. Hältst du dich immer auf der rechten Seite des Flusses, wartet die schwierigere Route auf dich. Erneut geht es einen Berg rauf, bis du die Wasserfälle von oben betrachten kannst. Der Abstieg ist deutlich einfacher. Die eigentliche Herausforderung kommt allerdings noch, denn du musst den Fluss überqueren, um auf die andere Seite zu kommen. Eine Rope-Bridge wartet auf dich, die lediglich aus Drahtseilen besteht. Ist dir das zu abenteuerlich, kannst du je nach Wasserstand auch Barfuß den Fluss einige Meter weiter Richtung Steall Falls überqueren.
Der Weg zurück ist erneut ziemlich überlaufen und ziemlich easy. Irgendwann erreichst du einen Parkplatz und von da aus geht es einen geteerten Weg zurück zur Bushaltestelle.
Eine weitere Gipfelwanderung über einen Grat, ist der Ring of Steall. Diese Wanderung habe ich allerdings nicht mehr geschafft, da das Wetter zu schlecht war.
Für wen ist der West Highland Way geeignet?
Der West Highland Way eignet sich sehr gut für Einsteiger beim Fernwandern. Der Weg ist recht beliebt und wird von rund 35.000 Personen pro Jahr abgeschlossen. Das heißt, du findest schnell Anschluss, wenn du welchen suchst, hast Menschen, die du im Hilfe bitten kannst und der Weg ist mit der nötigen Infrastruktur ausgestattet.
Toll fand ich, dass die Campingplätze alle auf dem Weg lagen und keine extrem langen Umwege verursacht haben. Es gab ausreichend Trinkwasserstellen, sodass du nicht selbst filtern musstest. Wenn du gemerkt hast, dass eine Etappe doch zu viel wurde, ist in Schottland Wildcampen erlaubt, sodass du dein Zelt einfach in der Natur aufschlagen kannst. Der West Highland Way fängt einfach an und steigert sich von der Schwierigkeit immer weiter. Es gibt Möglichkeiten zwischendurch abzubrechen und mit dem Bus oder Zug wieder zurück nach Glasgow zu gelangen. Mit 154 km ist er allerdings auch recht lang zum nur mal austesten.
Von der Kondition her kann ich dir folgendes empfehlen: Überlege dir, ob du mit oder ohne Gepäck wandern willst. Ich fand einzelne Etappen mit Gepäck deutlich anstrengender als die 1.300 Höhenmeter rauf auf den Ben Nevis ohne Gepäck. Außerdem ist es etwas anderes, wenn du einmal die Woche wandern gehst und dann wieder ein paar Tage zur Regeneration hast, oder ob du jeden Tag aufs Neue die Belastung durchs Wandern hast. Plan dir auf jeden Fall Pufferzeit ein, falls du einen Tag frei zur Erholung brauchst.