Freiwilligenarbeit Afrika, Togo

Interview – Freiwilligenarbeit in Afrika

Freiwilligenarbeit AfrikaDas Interview über Freiwilligenarbeit ist das emotionalste geworden. Denn Hannah berichtet über ihre Zeit als Freiwillige in Afrika. Wie es ist, Dinge hinnehmen zu müssen, die für uns in Deutschland unvorstellbar wären. Zu sehen, wie Kinder vor den eigenen Augen geschlagen werden. Eine andere Hautfarbe zu besitzen – als „Weiße“ in einem fremden Land.
Bisher stand ich der Freiwilligenarbeit sehr skeptisch gegenüber. Thalia berichtet im Handelsblatt Orange von einem wahren Freiwilligentourismus. Wie das Bedürfnis der Weißen, etwas Gutes zu tun, in armen Ländern zu Geld gemacht wird. Ich bin froh, mit Hannah eine Interviewpartnerin gefunden zu haben, die etwas anderes zu berichten hat. Immerhin konnte sie (zumindest nachweislich) das Leben eines Menschen verändern.

Hallo Hannah,
über Facebook habe ich immer wieder deine Bilder aus Afrika bewundert. Was genau hast du dort gemacht?

Hannahs Unterkunft in AfrikaIch war in Togo, Westafrika und bin mittels des Vereins Freundeskreis Afrika e.V. in Schwäbisch Hall dort hingekommen.
Bevor ist anfange zu studieren, wollte ich noch einmal ins Ausland. Mit 16 war ich bereits für sechs Monate in Australien, aber das ist logischerweise ein entwickeltes Land, wie Deutschland. Wer in Deutschland geboren wird, hat sozusagen aus Zufall den Jackpot bekommen. Ich wollte sehen, wie es woanders ist. Wie leben die Menschen in einem der ärmsten Länder der Welt? Und was kann ich dagegen tun?

Was gehörte zu deinen täglichen Aufgaben?

Als Freiwillige unterrichten in einer Schule in TogoGeplant vorab war, dass ich eine Kampagne über Menschenrechte in Schulen durchführe. Allerdings war dies aus politischen Gründen letztendlich nicht möglich. Daher habe ich Deutsch- und Englischunterricht an Schulen gegeben und mich zusätzlich nachmittags im Waisenhaus oder bei einem Kinderspieltreff engagiert.

Welche Erfahrung ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Afro TimeDie bleibendste Erinnerung ist eine, die nichts mit meiner eigentlichen Arbeit zu tun hat. Ich habe in Togo zunächst bei einer Gastfamilie gewohnt, die jedoch ein Mädchen misshandelt hat. Daher bin ich dort ausgezogen und wollte auch für das Mädchen sorgen. Natürlich kann man nicht nach Afrika gehen und sich als „Weiße“ hinstellen und den Einheimischen vorschreiben, wie sie ihr Leben zu gestalten haben. Ich bin mit einer anderen Entwicklungshelferin zusammengezogen und das Mädchen kam irgendwann zu uns. Wir dachten, damit ist es für alle in Ordnung. Allerdings hatten wir im Nachgang große Probleme mit der Polizei. Es ist alles gut gegangen, aber zwischenzeitlich sah es wirklich aus, als ob uns böse Konsequenzen drohen könnten. Man unterstellte uns, dass Mädchen nach Europa verschleppen zu wollen. Gott sei Dank war ein Richter wirklich am Wohle von Irene – so heißt das Mädchen, das mittlerweile erwachsen ist – interessiert und hat uns das „Sorgerecht“ überlassen.

Hast du heute noch Kontakt zu Irene oder den anderen Menschen, die du dort kennengelernt hast?

Ja, habe ich. Gemeinsam mit einer anderen Entwicklungshelferin habe ich ihr eine Ausbildung zur Krankenschwester mittels Spenden und Eigenkapital finanziert. Wir haben gerade jetzt fast täglich Kontakt, da sie einen Unfall hatte und ein Bein gebrochen ist. Logischerweise kann sie jetzt nicht arbeiten und in Togo gibt es keine Krankenversicherung. Das macht die Situation ziemlich kompliziert.

Spendenaufruf

Irene ist leider nach wie vor krank. Da es in Afrika keine Krankenversicherung gibt, muss sie die OP-Kosten selbst zahlen. Hannah sammelt derzeit Spenden ein, um ihr die OP zu zahlen. Bei der nächsten Operation soll eine Platte im Bein entfernt werden. Die Kosten betragen umgerechnet rund 400 EUR. Und das wird leider nicht die letzte OP sein.
Wenn du Irene unterstützen möchtest, würden wir uns freuen, wenn du etwas Geld spendest. Hannah verwaltet die Gelder alle selbst, sodass du dir sicher sein kannst, dass das Geld auch bei Irene ankommt.

Spendenkonto für Irene – Inhaber Hannah Cook
IBAN: DE65 1203 0000 1058 0118 16
BIC: BYLADEM1001

Sie freut sich wirklich über jeden Cent. Vielen Dank für deine Unterstützung!

Was war für dich die größte Herausforderung?

Transport in AfrikaNeben der Geschichte mit Irene war es für mich sehr schwierig Dinge hinzunehmen, die für mich eigentlich völlig inakzeptabel waren aber ich dulden musste aus Respekt gegenüber Einheimischen oder auch zu meinem eigenen Schutz – beispielsweise wenn Kinder in der Schule geschlagen wurden. Immerhin konnte ich heimlich den Stock klauen …

Wie viel Startkapital benötigt man für einen solchen Auslandsaufenthalt?

Das kommt darauf an, wie man sich auf den Einsatz begibt. Weltwärts, das Bundesfreiwilligenprogramm, bezahlt den Aufenthalt komplett. Dafür muss man sich allerdings für mindestens zwölf Monate verpflichten, was ich damals nicht wollte. Daher bin ich selbst finanziert nach Togo gereist. Die Flügen haben circa 800 Euro gekostet und die Lebenserhaltungskosten würde ich auf 300 – 400 Euro im Monat schätzen.

Hast du dort eine neue Sprache gelernt?

Ein Affe in AfrikaIn Togo wird Französisch gesprochen, das konnte ich auf jeden Fall aufbessern, wenn auch mit einem starken Akzent. Die Landessprache heißt übrigens „Ewe“ aber ist wirklich kompliziert – etwas Small Talk geht. Englisch wird an den Schulen gelehrt, aber der Großteil der Bevölkerung kann es nicht sprechen.

Welche Voraussetzungen braucht man, um nach Afrika gehen zu können?

Kein fließendes Wasser in TogoIch empfehle vor allem Impfungen!! Es ist wirklich nicht zu unterschätzen, welche Krankheiten einen vor Ort treffen können, gerade in Zusammenarbeit mit Kindern. Mir ist es sehr gut gegangen, da ich mich vorher gewappnet habe. Andere mussten ihren Aufenthalt sogar abbrechen. Von daher würde ich lieber präventiv Maßnahmen ergreifen. Und man sollte sich vorher wirklich klar darüber sein, worauf man sich einlässt. Wieder andere sind mit den sehr rudimentären Lebensumständen – bei mir gab es beispielsweise kein fließendes Wasser – nicht klar gekommen und haben daher abgebrochen. Man darf einfach nicht aus Zucker sein!

Wem kannst du so einen Aufenthalt empfehlen?

Jemandem, der es wirklich ehrlich meint und so etwas nicht nur für den Lebenslauf machen möchte. Man sieht Dinge, die man nicht sehen möchte und vergessen kann. Darüber muss man sich klar sein. Letztendlich ist es aber eine absolut bereichernde Erfahrung die ich nicht missen möchte.

Ghana


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