Wer mich kennt weiß, dass es mir manchmal um das Reisen an sich geht. Nirgends kann ich so gut entspannen, wie unterwegs. In einem Zug sitzen und das Gefühl zu haben vorwärts zu kommen und dabei nichts machen zu müssen: Besser als jeder Strand, der einem tausend Möglichkeiten bietet.
Die Idee mit dem Zug von Deutschland bis runter nach Rumänien zu fahren, hatte ich schon länger. Auch wenn ich Rumänien in einer zweiten Etappe aufgrund meines Wochenendstudiums nachholen musste. Heute nehme ich euch mit auf meine Reise von Koblenz über Wien, Bratislava, bis hin nach Budapest.
1. Etappe: Mit dem Nachtzug von Koblenz nach Wien
Wenn du bisher noch nie mit einem Nachtzug gefahren bist, solltest du dieses Erlebnis unbedingt einmal mitnehmen. Die Deutsche Bahn hat die Nachtzüge komplett eingestellt. Zum Glück fährt die ÖBB die ein oder andere Strecke in Deutschland.
Der NJ 40421 fährt von Köln über Bonn, Koblenz, Mainz, Frankfurt, Würzburg … bis hin nach Wien. Normalerweise kommt der Zug um kurz nach 8 Uhr in Wien an. Wir hatten das Glück, dass aufgrund einer Baustelle der Fahrplan auf 10 Uhr korrigiert wurde und wir ausschlafen konnten. Je früher du buchst, desto günstiger wird es. Der Preis setzt sich aus dem normalen Fahrpreis und dem Preis für die Übernachtung zusammen. Du hast die Wahl zwischen dem günstigen Liegewagen oder einer Kabine von einem 1-Bett-Zimmer bis hin zum 6-Personen Abteil. Ich persönlich bevorzuge ein abschließbares Abteil, da dieses den besten Schutz vor Langfingern bietet. In manchen Zügen gibt es aber auch Schließfächer für Wertsachen (leider nicht bei der ÖBB).
Eine Fahrt im Nachtzug bietet ein paar kostenlose Extras und das Frühstück wird dir morgens ans Bett gebracht. Was willst du mehr?
Für Leute mit Platzangst, Höhenangst oder Menschen die bei Lärm nicht schlafen können (immerhin kann ein Zug nicht geräuschlos fahren), ist das Nachtzugfahren eher knifflig. Du solltest bereits beim Buchen einiges berücksichtigen. Im Liegewagen zum Beispiel gibt es keine Platzangstprobleme. Wenn du nicht gerade das Doppelbett an oberster Position nimmst, macht auch die Höhenangst keine Probleme und wenn du gut mit Ohropacks arbeiten kannst, dann solltest du auch kein Problem mit dem Lärm haben. Gewöhnungsbedürftig ist die Fahrt trotzdem. Ich hatte zum Beispiel bei meiner ersten Fahrt in jeder Kurve das Gefühl zu fallen (ähnlich, wie wenn du davon träumst). Die Nächte darauf habe ich hingegen geschlafen wie ein Baby, weil der Zug einen sanft in den Schlaf schaukelt.
2. Ankunft in Wien
Die österreichische Hauptstadt hat viel zu bieten. Ich selbst verschaffe mir bei Städtetrips gerne zu Fuß einen groben Eindruck von der Stadt und besuche sie bei Bedarf einfach nochmal. Und Wien ist auf jeden Fall einen weiteren Besuch wert. Bei strahlendem Sonnenschein durch die Innenstadt, die meterhohen Gebäude bewundern und durch blühende Parkanlagen laufen, bis hin zum Prater. Ich frage mich immer wieder, warum so gut wie jede europäische Hauptstadt einen eigenen Freizeitpark besitzt, nur wir nicht.
Da wir einen ordentlichen Fußmarsch hingelegt haben, sind wir mit der Straßenbahn zurück zum Bahnhof gefahren, um von dort aus weiter nach Bratislava zu reisen. Die slowakische Hauptstadt ist für Übernachtungen etwas günstiger als Wien und nur eine Stunde Zugfahrt entfernt. Die Züge fahren im Stundentakt. Am günstigsten reist du, wenn du die Tickets erst vor Ort kaufst und nicht online über die deutsche Bahnseite. Alternativ kannst du die Tickets über die länderspezifische Regionalseite kaufen. Reservierungen sind im Regionalzug nicht möglich.
3. Weiter nach Bratislava
In Bratislava hlavná stanica angekommen, war unser Hotel direkt vom Bahnhof aus zu sehen. Das bunte Gebäude mit seiner nicht ganz nachvollziehbaren Statik war definitiv nicht zu übersehen und innerhalb von drei Minuten Fußmarch zu erreichen. Das Hotel Galeria ist ein Künstlerhotel und du bist herzlich dazu eingeladen deine Malutensilien auszupacken. Eine großzügige Hotelbar auf dem Zimmer lädt zum gemütlichen Weintrinken auf dem Balkon über den Dächern der Stadt ein. Bei uns gehörten übrigens vier Balkone mit zur Unterkunft. Ein unglaublich interessantes und einfach gehaltenes Hotel, in dem einem an nichts fehlte (außer vielleicht Rollläden).
Die Stadt erkunden – Bratislava an einem Tag
Der Busverkehr war für uns nicht ganz zu durchschauen, weshalb wir die Stadt wieder zu Fuß bewandert haben. Bis in die Innenstadt sind es ein paar Meter, in denen du dir bereits einen Eindruck machen kannst. Gerade die historischen Gebäude der Altstadt haben Charakter und ein Aufstieg zur Burg lohnt sich auf jeden Fall. Besonders zu empfehlen ist die Frühstücksküche mit regionalen Brotaufstrichen und Vanillepudding. Wir waren im Mliečak und sind dort super beraten worden und waren danach so satt, dass wir das Mittagessen ausfallen lassen mussten.
Am späten Nachmittag ging es weiter mit dem Zug nach Budapest. Fahrzeit: Zwei Stunden. Bei diesem Zug macht es durchaus Sinn vorab Plätze zu reservieren, da es sich um einen Fernzug, teilweise aus Deutschland oder Polen handelt, und dieser unter Umständen sehr voll ist. Wenn du gedenkst im Speisewagen zu essen, solltest du das zeitnah tun, denn die Küche schließt bereits einige Zeit vor Ankunft. Das Essen ist im Vergleich zu deutschen Speisewagen sehr günstig. Bezahlen kannst du hier noch mit Euro, ein paar Forint einstecken zu haben, kann jedoch nicht schaden.
4. Endstation: Budapest
Für Budapest haben wir im Vergleich zu den vorherigen Städten etwas mehr Zeit eingeplant. Und diese war auch nötig, denn die Stadt hat einiges zu bieten. Über Airbnb* haben wir ein ganz tolles Apartment in der Innenstadt bekommen, das aufgrund seiner Öffnung Richtung Innenhof totenstill war. Kaum gingen wir zum Tor raus, wurden wir vom Treiben der lebendigen Stadt mitgerissen.
Der Bahnhof Nyugati hat schon für einige Filme als Kulisse gedient. Von hier aus hast du es nicht weit zur Donau, deren Skyline mit dem Parlament und dem Burgenviertel besonders bei Nacht beeindruckend aussieht. Tagsüber bietet sich auf jeden Fall das jüdische Viertel mitsamt der großen Markthalle, das Studentenviertel Astoria und allgemein die Donaupromenade an. Budapest ist in zwei Hälften unterteilt: Buda und Pest. Während die genannten Sehenswürdigkeiten auf der Pester Seite liegen, gibt es in Buda das berühmte Burgenviertel. Hier kannst du mit einer Standseilbahn hinauf fahren, oder aber auch die Treppe nach oben nehmen.
Das berühmte Gellertbad in der Stadt der Thermen ist auch ganz in der Nähe.
In der Mitte von allem liegt die Magareteninsel, die für ihre Freiheit von PKWs bekannt ist, eine Joggingstrecke, als auch einen Sportplatz und einige Wasseraktivitäten besitzt. Die Insel ist allerdings nur von der Pester Seite aus zu erreichen. Ebenfalls auf dieser Seite der Hero´s Square mit angrenzendem Park, in dem du wunderbar Tretboot fahren kannst.
Wanderung auf den János-Hill
Etwas weiter entfernt und am besten mit dem Bus zu erreichen, gibt es den Sessellift. Statt uns bequem hochfahren zu lassen, sind wir hoch gelaufen und nur runter gefahren. Den 527 Meter hohen János-Berg zu Fuß zu besteigen ist auf jeden Fall mein persönliches Highlight gewesen. Eine fast urwaldartige Landschaft wartete auf uns.
Besuch im Katzencafé
Kulinarisch ist die Stadt für ihren Gulasch bekannt oder auch für den guten Pálinka, den du in der ein oder anderen Lokalität in der Nacht genießen darfst. An öffentlichen Plätzen mitgebrachten Alkohol zu verzehren ist wohl verboten und bei der recht hohen Polizeipräsenz würde ich das lieber auch nicht riskieren. Beim Bezahlen ist das Trinkgeld übrigens oft schon mit eingepreist, einfach mal auf die Rechnung gucken. Unser Highlight war eindeutig das Katzencafé. In Budapest gibt es übrigens haufenweise leckere, frische Limonaden in allen möglichen Geschmacksrichtungen. Aber ich gerate ins Schwärmen.
Einiges kannst du zu Fuß gehen, ansonsten gibt es Busse, die Millenium-U-Bahn oder auch historisch aussehende Straßenbahnen. Günstige 24h-72h Tickets bieten Flexibilität.
Fazit: Erlebnisreich, geprägt von haufenweise tollen Eindrücken, eine angenehme Atmosphäre in den Städten und viel Bewegung den Tag über, haben diesen 5-Tages-Trip zu einem Erlebnis gemacht. Etwas erledigt vom ganzen Sightseeing hätten wir mit mehr Tagen Zeit auch ein bisschen mehr Ruhe einplanen können. Wenn du Fragen zur Planung oder zu den einzelnen Städten hast, hinterlasse mir doch einfach ein Kommentar. Ich freue mich, wenn ich dich zu diesem Trip motivieren kann.
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