Ich habe das Gefühl eine Zeitreise zu machen. Zurück zu damals, zu
meinem 10-Jährigen Ich. Die schüchterne Alexa, die sich nicht traut mit einem
fremden Menschen zu reden. Die im Unterricht schweigt, aus Angst ausgelacht zu
werden, wenn sie etwas falsches sagt. Die lieber an der Seite steht und
beobachtet, statt sich ins Getümmel zu stürzen.
Diese Angst habe ich über die Jahre hinweg weitestgehend abgelegt. In
Vergessenheit ist sie geraten. Und jetzt, jetzt bin ich in einem fremden Land,
mit fremden Menschen und spreche deren Sprache sehr schlecht. Und sind die
Worte die wir wählen nicht Teil unserer Persönlichkeit? Ist es nicht das, was
bestimmt, wer wir sind?
Ich habe das Gefühl im Englischen eine komplett neue Person zu sein, die noch geformt werden muss. Die erst noch lernt wer sie ist. Ich habe keine Persönlichkeit die auf andere wirken kann. Nur dieses 10-Jährige, schüchterne Ich. Eine Frau von 25 Jahren, die schlechter Englisch spricht als die 18-Jährigen Work and Traveller. Zeit das zu ändern. Meine Weltreise habe ich bewusst auch deshalb gewählt, weil ich besser Englisch sprechen lernen wollte. Und da ich nun mal ein Learning by doing Mensch bin, wusste ich, dass ich Englisch nur durch praktizieren lerne.
Dieser Beitrag ist etwas für dich, wenn …
- Du dich schwer damit getan hast, Englisch in der Schule zu lernen
- Eher der praktische Lerntyp, statt der theoretische bist
- Du vor einer Reise Englisch lernen willst
- Oder aber Tipps brauchst, wie du während deiner Reise dein Englisch verbesserst
Ich habe den Beitrag für dich in zwei Teile aufgeteilt.
- Einmal, wie du Englisch von daheim aus lernen kannst
- Und wie du während deines Auslandsaufenthaltes Englisch lernst
Was für ein Lerntyp bist du?
Ich will immer gut vorbereitet sein. Weltreiseplanung: Kein Problem. Einen Selbstverteidigungskurs nehmen und Englisch lernen standen auch auf meiner Vorab-To-Do-Liste. Den Selbstverteidigungskurs hätte ich dann mal lieber vorher gemacht (dann hätte ich mich in Amerika vermutlich wohler gefühlt), statt mein Englisch halbherzig aufbessern zu wollen.
Ja, tatsächlich ist von dem vorher gelernten Englisch nicht viel hängen geblieben. Lediglich das Gefühl der Sicherheit im Gespräch mit anderen, war etwas ausgeprägter. Wirklich Englisch sprechen gelernt, habe ich erst während meiner Reise.
Warum das Englisch lernen bei mir vorab nicht funktioniert hat (und auch in der Schule nicht) und ob du die Zeit dafür verwenden solltest, hängt davon ab, welcher Lerntyp du bist.
Ich gehöre eher zu den Praktikern. Nur theoretisches Lernen ohne eine reale Anwendung hilft bei mir nicht. Ich muss eine Sache wirklich tun, damit sie in meinem Kopf hängen bleibt. Stur Vokabeln und Grammatik pauken hilft für den Englischtest am nächsten Tag in der Schule – aber nicht, um die Sprache fließend sprechen zu lernen. Trotzdem habe ich es versucht.
Wie ich mein schlechtes Schulenglisch vor der Weltreise aufgefrischt habt
Englisch lernen mit Apps
Angefangen habe ich mit Apps. Babbel, Busuu, oder Duolingo – ich habe so einige ausprobiert und festgestellt: Die bringen dir alle nur etwas, wenn du auch dafür zahlst. Die kostenlosen Versionen sind sehr abgespeckt und gerade Duolingo ist ein ziemlicher Witz, wenn du bereits die Grundlagen gelernt hast. Am besten hat mir Babbel gefallen. Allerdings kostet die Vollversionen monatlich zwischen 8,00 € und 16,99 €.
Eine Alternative wäre ein Englisch-Lern-Programm*. Das musst du nur einmal bezahlen, hast dafür aber einen fixen Rahmen, der nicht um weitere Übungen erweitert wird.
Filme oder Serien auf Englisch schauen – aber Richtig
Filme auf Englisch schauen, wirst du vermutlich schon von vielen empfohlen bekommen haben. Aber einen Film auf Englisch schauen und nichts verstehen bringt dir nichts. Deshalb habe ich hier ein paar erweiterte Tipps für dich:
- Schau dir Filme an, die du bereits auf Deutsch gesehen habe. Am besten welche, die du in und auswendig kennst, sodass du weißt, was gerade gesprochen wird. Ich habe zum Beispiel als alter Harry Potter Nerd und Buffy Fan zu diesen Aufnahmen gegriffen.
- Schalte Untertitel ein. Aber nicht die Deutschen, denn das führt dazu, dass du nur noch Untertitel liest und gar nicht mehr zuhörst. Schalte die Untertitel auf Englisch ein. Gerade bei starken Akzenten oder wenn sehr schnell gesprochen wird, hilft dir das, um das Gesprochene auch zu verstehen. Zur Not kannst du auf Pause klicken und das nicht verstandene Wort nachschlagen.
- Sieh dir einfache Filme an. Keine Serien wie Big Bang Theorie, deren Inhalt du dank der Nerds bereits auf Deutsch nicht verstehst. Filme mit ganz normalen Alltagssituationen sind am besten geeignet, da du hier die Dialoge auch auf deinen Reisealltag übertragen kannst. Filme, bei denen die Leute sich über ihren Alltag, ihren Job, ihre Träume und Pläne unterhalten.
Bücher auf Englisch lesen
Das mit den Büchern verhält sich ähnlich, wie mit den Filmen: Am besten Bücher, die du bereits kennst. Fang mit einfache Büchern an, wie Kinder- und Jugendbücher. Nichts abstraktes, keine Bücher mit lernintensiven Inhalt. Nur die Untertitel gibt es hier nicht.
Am Anfang habe ich gefühlt jedes nicht verstandene Wort nachgeschlagen. Und habe deshalb Stunden für ein ganzes Kapitel gebraucht. Mach das nicht, das verdirbt dir den Spaß an der ganzen Sache. Lese einfach drauf los. Du wirst sehen, dass du den Inhalt im großen und ganzen verstehen wirst. Wenn du das Kapitel doch nicht verstanden hast oder sich unbekannte Wörter immer wieder wiederholen, dann schlag diese nach oder hol dir das Buch auf Deutsch, um das Kapitel auf einer dir bekannten Sprache nachzulesen. Pass auf – es wird keine Eins zu Eins Übersetzung geben.
Auf Englisch schreiben/unterhalten
Bisher habe ich dir nur theoretische Lernmethoden vorgestellt. Das wird dir als praktisch orientierter Lerntyp auf Dauer wenig bringen. Du musst ins Praktizieren kommen. Und hier kommen deine Freunde ins Spiel. Such dir Vertrauenspersonen oder Menschen mit demselben Ziel wie du. Schreibt auf WhatsApp auf Englisch, schickt euch Sprachnachrichten auf Englisch und beginnt euch im Alltag auf Englisch zu unterhalten. Entweder du hast jemanden, der um einiges besser ist als du und dich korrigiert (was auf Dauer echt nervig sein kann) oder du suchst dir jemanden, der auf einem ähnlichen Level ist wie du. Das hilft dir zwar nicht bei der korrekten Formulierung der Sätze, hilft dir aber deine Angst abzulegen Fehler zu machen. Jemand, der genauso schlecht Englisch spricht wie du, dem wird nicht auffallen, dass du Fehler machst. Wichtig ist, dass ihr versteht, über was ihr gerade redet. Grammatik bei Yoda du gelernt hast, da egal sein.
Youtube Lernvideos
Meine liebste Lernvariante, die mich vor allem auf bestimmte Situationen vorbereitet hat, sind Youtube Lernvideos. Die finden komplett auf Englisch statt, lediglich Untertitel sind verfügbar. Du bekommst Alltagssituationen erklärt, wie du dich vermutlich unterhalten würdest, was daran gut ist und welche Formulierungen du besser verwenden kannst. Meine liebsten Sätze habe ich mir jedes Mal rausgeschrieben und statt einem Wörterbuch, ein Sätzebuch gebildet.
Ich denke, dass die ganzen Übungen trotz meines Lerntyps nicht ganz umsonst waren. Vor allem die Praxisübungen mit Freunden, die mich korrigiert haben und mir Vorschläge machten, wie ich einen Satz besser formuliere, haben mir enorm geholfen, nicht wie der letzte Volldepp dazustehen.
Wie ich während der Weltreise Englisch sprechen gelernt habe
In den ersten zwei Monaten leider überhaupt nicht. Ja, und ich erkläre dir auch gleich einmal, wo mein Fehler lag: Ich bin mit Deutschen gereist. Ganz böser Fehler, wenn du dein Englisch verbessern willst. Auch wenn du dir vornimmst, dich nur auf Englisch mit deinen Freunden zu unterhalten, steigt ihr spätestens wenn es schwierig wird, wieder auf Deutsch um. Und das ist der Fehler. Wenn du dich genau wie ich mit Sprachen lernen schwer tust, musst du diesen Punkt einmal überwinden. Immer wenn es mir zu anstrengend wurde mich auf Englisch zu unterhalten, bin ich faulerweise wieder auf Deutsch umgestiegen. Und auch wenn ich Wörter nicht wusste, habe ich einfach das Deutsche verwendet. Nach zwei Monaten habe ich wie Gwendolin den Deutschen den Rücken zugekehrt und folgende Tipps für dich ausprobiert:
Such dir Gastfamilien
Am meisten hat mir die Zeit bei meinen Gastfamilien in Neuseeland und Kanada geholfen. Oft bekommst du bei Sprachkursen im Ausland Gastfamilien angeboten. Dazu kann ich dir allerdings nichts aus eigener Erfahrung berichten.
Ich bin an meine Gastfamilien über Helpx gekommen. Das heißt für vier Stunden Arbeit am Tag, durfte ich am Familienleben teilnehmen und bekam Unterkunft und Verpflegung umsonst. Das ist nicht nur eine sehr günstige Art zu reisen, sondern auch eine gute Art Englisch zu lernen. Denn du wirst deine Arbeitsanweisungen auf Englisch empfangen. Ich erinnre mich noch an meine erste kleine Hobbyfarm in Neuseeland. Ich musste die Arbeitsanweisungen drei Mal erklärt bekommen und manchmal habe ich sie mir aufgeschrieben und den Farmer gefragt, ob ich das so richtig verstanden habe. Dabei kam ich mir so richtig blöd vor. Die Gastfamilien sind aber gewohnt, Leute mit schlechtem Englisch als Gast zu haben. Außerdem sind die Menschen sehr höflich. Keiner wird dir sagen, wie schlecht dein Englisch ist, sondern eher loben, wenn sie dich halbwegs verstehen können.
Ein weiterer Vorteil bei dieser Form der Freiwilligenarbeit als Englischlern-Hilfsmittel ist: Du musst Bewerbungen schreiben. Nein keine Sorge, keine so ultra Seriösen, wie bei der Bewerbung für ein Bankpraktikum. Aber eine kurze Beschreibung, wer du bist und warum du dort arbeiten willst, muss schon drin sein. Das war für mich am Anfang eine ganz schöne Herausforderung. Zum Glück habe ich Freunde, die meine Bewerbungen nochmal Korrektur gelesen haben und ich anhand der Korrekturen für zukünftige Bewerbungen lernen konnte.
Spiel Tabu
Ja, tatsächlich ist Englisch lernen wie Tabu spielen. Dieses Spiel, wo du Begriffe beschreibst oder pantomimisch darstellen musst, ohne dabei das Wort an sich zu verwenden. Dir wird es oft so gehen, dass du ein Wort nicht kennst und du gerade kein Smartphone zur Hand hast, um es zu übersetzen. Und dann fängst du an es zu beschreiben – so lange, bis irgendjemand errät was du meinst. Nur, dass du dann noch immer nicht weißt, ob das das richtige Wort ist. Am einfachsten ist es, wenn du das Wort zu einem Gegenstand suchst. Dann gehst du zum Beispiel in die Küche und holst eine Pfanne aus dem Schrank, um sie deiner Gastfamilie unter die Nase zu halten.
Betrachte es einfach als lustiges Ratespiel. Und glaub mir, die erratenen Worte werden dir dank der lustigen Performance eher in Erinnerung bleiben, als wenn du sie einfach nachschlägst. Denn jetzt hast du ein Bild dazu.
Der richtige Zeitpunkt für Grammatikübungen
Jetzt bist du ins Praktizieren gekommen, kannst beobachten, wie andere die Sätze bilden und wirst dir wohl oder übel falsche Gewohnheiten zulegen, weil dich niemand korrigiert. Jetzt, und wirklich erst jetzt, macht es Sinn, die Grammatik nochmal zu wiederholen. Als eine Art Selbstkontrolle sozusagen. Dir werden zu den beschriebenen Beispielen Sätze aus deiner letzten Praxis einfallen. Und auch deine gemachten Fehler.
Ein paar schöne Grammatikübungen findest du hier oder hier.
Erstell dir ein Wörterbuch
Du wirst viele neue Wörter lernen. Und nicht jedes wirst du häufig brauchen. Erstelle dir ein kleines Vokabelheft auf deinem Smartphone. Schreib dir am Ende des Tages die Wörter auf, die du neu gelernt hast und schlage Wörter nach, die dir den Tag über nicht eingefallen sind und die auch niemand über Tabu spielen erraten hat. Das hilft dir, deinen Wortschatz weiter auszubauen. Und wenn du nach Monaten mal wieder auf einer Farm bist und du wieder vergessen hast, was Gummistiefel eigentlich auf Englisch heißt, kannst du das ganz einfach nachschlagen und nochmal die anderen Farmrelevanten Begriffe wiederholen.
So, now you learned a lot about how to improof your English skills. Should I write now in this language with you? Leave me a comment. What kind of practise you prefer?
*Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links. Mehr Infos findest du hier.
Vielen Dank für den tollen Artikel. Sehr gute Tipps um Englisch oder auch eine andere Sprache wie Französisch, zu lernen!