Auslandspraktikum in Griechenland

Interview: Auslandspraktikum in Griechenland


Mein Urlaub dieses Jahr im Oktober auf Samos war nicht zufällig. Ich habe meine Schwester Lilly besucht, die dort ein Praktikum bei einer Naturschutzorganisation macht. Wie so ein Praktikum mit dem Zusammentreffen verschiedener Kulturen abläuft und was Lilly im Medien Team zu tun hat, berichte ich dir in diesem Artikel. Diesmal ist es kein klassisches Interview, wie bei den restlichen Artikeln zum Thema 10 Möglichkeiten für dich ein Auslandsjahr zu machen, da ich selbst vor Ort dabei war.

Das vierte Semester neigt sich dem Ende zu und bei Lilly und ihren Freunden herrscht Aufbruchstimmung. Sie studiert Kommunikationsdesign an der Hochschule in Mainz. Bei ihrem Studiengang ist ein Praxissemester Pflicht. Während einige ihrer Kommilitonen in ein Praktikum gehen, reisen andere für ein Erasmus-Semester an eine der Partneruniversitäten ins Ausland.

Lilly verbindet einfach beide Dinge miteinander: Sie macht ein Praktikum im Ausland. Auf der Insel Samos, die im ägäischen Meer liegt und zu Griechenland gehört, wird sie sechs Monate verbringen. Die Naturschutzorganisation Archipelagos nimmt Praktikanten aus aller Welt in den Bereichen Meeresbiologie, Umweltstudien, Naturschutz und auch Ökotoxikologie. Sie selbst ist im Medien Team eingesetzt. Zu Ihrem Alltag gehören das Anfertigen von Illustrationen, das Gestalten von Flyern und Plakaten und gerade ist sie mit verantwortlich für die Gestaltung und Einrichtung einer Website zu einem Meeresschutzprojekt.

„Die Aufgabe des Medien-Teams ist es, alle Anliegen des Umweltschutzes und Ergebnisse wissenschaftlicher Forschungen für die Öffentlichkeit zu kommunizieren. Das kann in Form von Newslettern geschehen, innerhalb der sozialen Medien, über Zeitungsartikel oder im Fernsehen. Aber auch visuell gestaltete Produkte wie Plakate oder Flyer informieren über Aktivitäten und Kampagnen der Organisation. Man arbeitet als Teil einer großen Bewegung, die die Natur und Biodiversität in Griechenland bewahren und beschützen möchte. Meine Aufgabe ist es, mit medialen Mitteln andere Menschen von dieser Notwendigkeit zu überzeugen.“

Zusammenleben wie bei einer Klassenfahrt

Illustrationen für Archipelagos anfertigenLilly ist in einem ehemaligen Hotel untergebracht. Wie in einer Jugendherberge sieht es hier aus, mit den Hochbetten im Zimmer. Eines der Betten hat noch ein Moskitonetz aufgespannt. Bald wird es nicht mehr gebraucht werden, denn auch in Samos kühlt das Wetter ab und vertreibt die nervigen Stechmücken. Für ihre Unterkunft zahlt Lilly eine monatliche Summe, ähnlich wie für ihre Miete in Deutschland. Bei Archipelagos ist außerdem die Verpflegung und Transport mit inbegriffen. Das sonst sehr fleisch- und fischlastige Essen in Griechenland ist bei der Organisation kaum vorhanden. Da die meisten der Freiwilligen eine vegetarische oder vegane Ernährung bevorzugen, ist an alle gedacht.

„Das Zusammenleben ist hier sehr familiär und eng, man wohnt, lebt, arbeitet zusammen und kommt sich dadurch ziemlich schnell auch sehr nahe. Es ist ein dauerndes Kommen und Gehen, weil jeder unterschiedlich lange bleibt. Manche nur einen Monat, manche bis zu einem Jahr. Die meisten bleiben aber für drei Monate, und das ist auch eine Zeit, die sich bewährt um einen Überblick zu bekommen und effizient zu arbeiten. Ich finde es gut, dass ich jetzt so lange hier bin. Es gibt einige Projekte, die ich noch zu Ende führen kann, bevor sie nach meinem Weggehen in Vergessenheit geraten.“

Es ist spannend zu erleben, wie Menschen verschiedener Kulturen zusammen arbeiten.
„Wir Deutschen sind für unsere Effizienz bekannt“, erzählt Lilly, „das merke ich immer wieder bei Meetings, wenn ich auf den Punkt kommen will und die anderen ausschweifen. Gerade versuche ich mir aber etwas mehr der Gelassenheit der Griechen anzueignen. Wer hier fünf Minuten zu spät zum Meeting erscheint, ist noch früh.“

Warum Umweltschutz wichtig ist

StrandgutLilly nimmt sich spontan den Nachmittag frei, um etwas Zeit mit mir zu verbringen. Am Abend findet eine Chamäleon-Beobachtung statt, zu der sie mich einlädt.
„Wir beobachten das Vorkommen der Chamäleons. Im Sommer gab es noch ganz viele, jetzt haben wir Glück, wenn wir eins finden. Da sie sich gut tarnen, suchen wir in der Nacht nach ihnen. Dann sind sie grün und mit einer Taschenlampe gut zu finden.“
Neben solchen Beobachtungen werden auch regelmäßig die Strände gesäubert. Hast du dich schon einmal gefragt, wer den Müll wegräumt, den Touristen am Strand hinterlassen? Die Hauptstrände werden von den Betreibern selbst gereinigt. Aber an den Nebenstränden ist noch genug finden. Einiges von dem Müll wird auch vom Meer angeschwemmt.

„Müll sollte in erster Linie NICHT ins Meer gelangen, das heißt man sollte nicht seinen Müll überall hinwerfen, weil er dann durch Wind z.B. ins Meer gelangt. Und da zersetzt er sich Stück für Stück durch die Sonne und das Salz im Meer, sodass man heute auch schon feststellen kann, dass Mikroplastik (Plastikstücke kleiner als 5mm) in jedem Fisch und selbst im Trinkwasser zu finden ist. Auf der anderen Seite kommt der ganze Müll, der über Flüsse oder das Land ins Meer gekommen ist über Strömungen zurück an die Strände.“

Und wie sieht die Zukunft aus?

Lilly im Cat ShelterGelernt hat Lilly schon einiges. Sie findet es zwar schade, dass sie nicht wirklich jemanden hat, der sie anleitet, aber durch ihr Hochschulstudium ist sie es bereits gewohnt, sich Themen selbst zu erarbeiten. Das aktuelle Team ist außerdem sehr dynamisch und die Zusammenarbeit läuft gut.
„In unserer Freizeit gehen wir oft zusammen an den Strand oder fahren per Anhalter in die nächstgelegene Stadt Pythagorio. In der Nähe gibt es außerdem ein Tierheim für Katzen, in dem ich gerade an den Wochenenden aushelfe.“
Da Lilly ihr Praktikum gefällt, überlegt sie nochmal in eine größere Umweltschutzorganisation zu gehen.
„Dann habe ich einen Vergleich, wie sowohl kleine, als auch große Organisationen arbeiten.“ Für Ihre Zukunft kann sie sich eine Arbeit in einer solchen Organisation gut vorstellen. „Vielleicht sogar als Medien-Supervisor bei Archipelagos“, sagt Lilly und lacht.

Lilly auf der Fahrt mit dem Boot nach Lipsi

Archipelagos Samos


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